News Room der Frankfurter Neuen Presse mit "Paris Bar und mehr.." surrealistische Bilder des bulagrischen Künstlers Dimitri Vojnov, arrangiert von der Galerie Helga K.Schffler

Eine höllische Kneipe
Die „Paris Bar“ in Berlin hat schon viele Maler inspiriert – auch Dimitri Vojnov
Maler Dimitri Voijnov beaufsichtiget die Hängung seiner Bilder im Newsroom der Redaktion der «Frankfurter Neuen Presse». Von Dierk Wolters;  Foto: Martin Weis

Der in Ruppertshain lebende Künstler zeigt sein achtteiliges Großwerk voller entlarvter Prominenter nun im Newsroom der «Frankfurter Neuen Presse».Die «Hölle unter den Kneipen Berlins» hat Heiner Müller die «Paris Bar» genannt. Die Hölle sah er dabei freilich als einen Ort kurzweiliger Lustbarkeiten: Einmal eingetreten, entkommt man so leicht nicht mehr. Die Crème de la Crème deutscher Künstler und Politiker gab sich dort jahrzehntelang ein Stelldichein. Und mit ihnen selbstverständlich all diejenigen, die gern zur Crème de la Crème gehören würden: die Sternchen neben den Stars und die Martkschreier in eigener Sache neben den Mächtigen. Noch heute zehrt der legendäre Treff vom Ruhm vergangener Zeiten. Die «Paris Bar» ist ein Ort der Küche und des Trinkgenusses, selbstverständlich, vor allem aber eine Stätte der Kommunikation. Sich zeigen, aus sich herausgehen und zu sich kommen ist hier eines.

Halbseidene Bohème
Dimitri Vojnov hat sich dieser Legende angenommen, in einem «künstlerischen Märchen», wie er sein nach dem Lokal genanntes Gemälde bezeichnet. Genau 8 Meter breit und 1,50 Meter hoch ist das Werk. Es besteht aus acht Einzelstücken zu je einem Meter, und jedes zeigt einen weiß gedeckten Tisch, um den sich unzählige Prominente und Halbprominente scharen. Zusammen wirken sie wie das Soziogramm einer halbseidenen Bohème. Und (fast) alle sind sie nackt. Die einen kaschieren diese Nacktheit verschämt, andere stellen sie ostentativ zur Schau.

Im Bulgarischen Kulturinstitut der deutschen Hauptstadt wollte der Künstler 2002 ausstellen. Angesichts soviel nackter Tatsachen sagte der Veranstalter kurzfristig ab, und Berlins Boulevard hatte seinen Mini-Skandal. Die «Bild»-Zeitung titelte besorgt und prüde in Riesenlettern: «Darf man das?» – um dann das Werk des Anstoßes gleich mehrfach zu zeigen. Ben Becker sieht man da, Alfred Biolek, an einem verschrumpelten Etwas nuckelnd, Anne-Sophie Mutter nackt mit Bocksfüßen, des weiteren Nina Ruge, Sabine Christiansen, Dieter Bohlen, Verona und Naddel, Karl Lagerfeld (zugeknöpft!) und allen voran Klaus Wowereit, Berlins Regierenden Bürgermeister, auch er nackt, von der Seite, mit gepiercter Brustwarze, aus einem Damenstiefel trinkend. Uiuiui!
«Die ,Paris Bar’, ein Käfig voller Narren», schrieb damals der «Tagesspiegel». Doch moralisch verurteilen, sagt Vojnov heute, wollte er niemanden. «Ich will nicht diese Leben leben, aber ich will sie gerne betrachten.» Jetzt hängt das Bild bis Dezember im Frankfurter Verlagsgebäude (Newsroom) der «Frankfurter Neuen Presse», nebst anderen, kleinformatigeren Werken, von denen einige mit Zeitungen sich umhüllende Damen zeigen. Weitere Werke von Vojnov kann man derzeit in der Bad Sodener Galerie Helga K. Schiffler sehen. «Teil des Ganzen» heißt die Ausstellung in Altenhain, die bis zum 4. Dezember läuft.


Bilder von Maren Flößer in der vorangegangenen Ausstellung im News Desk
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